Elektromobilität – Eine neue Herausforderung für die Feuerwehren
Die Elektromobilität nimmt durch eine Vielzahl an Förderprogrammen bundesweit immer weiter
Fahrt auf. So ist die Anzahl an Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland 2019 von 63.000
Stück bis 2022 auf rund 470.000 Stück pro Jahr (Quelle: Statista) in den letzten Jahren gewachsen und
wird prognostiziert auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Längst ist es keine Seltenheit
mehr, dass Elektroautos, oder Plug-in Hybridautos durch die Straße unserer Gemeinden fahren und
an heimischen Wallboxen zum Laden stehen. Auch die Wirtschaft setzt immer mehr auf elektrifizierte
PKW, Lieferwagen und Busse. Doch was, wenn es mal zu einem technischen Defekt oder sogar Unfall
mit einem elektrifizierten Auto kommt? Diese Frage stellen sich aktuell viele Feuerwehren
bundesweit. Crashtests und Untersuchung verschiedenster Institutionen zeigen bereits, dass das
Risiko einer Entzündung eines Elektrofahrzeuges sehr gering und vergleichbar mit Benzin oder Diesel
betriebenen Fahrzeugen ist. Doch bei einem technischen Defekt im Fahrzeug oder einer
Beschädigung der Technik und grade der Fahrzeugbatterien durch beispielsweise einen Unfall,
können Lithium-Ionen-Akkus schnell zu einem Problem werden, welches schwer unter Kontrolle zu
bringen ist.
Herkömmliche Löschmethoden, die auch bei einem PKW mit Verbrennungsmotor genutzt werden,
zeigten zwar bei verschiedensten Tests Wirkung bei den offenen Flammen, doch der finale
Löscherfolg bei brennenden Lithium-Ionen-Batterien konnte nicht erzielt werden. Die chemischen
Reaktionen innerhalb der Batterie können beim herkömmlichen Löschen mit einem Strahlrohr nicht
erreicht und ausgebremst werden, da die Batterien meist sehr gut verpackt sind. Erste Feuerwehren
reagieren darauf und haben sich mit einem Container ausgestattet, in dem die brennenden
Elektroautos mit einem Kran in ein Wasserbad heben können, um so die Batterie bis zur letzten
chemischen Reaktion zu kühlen. Die Kühlung soll die Reaktionen der Batterie mindern. Jedoch ist
diese Methode sehr aufwendig und setzt viel spezielles und kostspieliges Material voraus.
Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Molfsee wurde ein anderer Weg gewählt, um so ein Stück mehr
Sicherheit für die eigene Gemeinde, aber auch die umliegenden Gemeinden bieten zu können. Die
Molfseeer Feuerwehrleute verfügen seit kurzen über eine sogenannte E-Löschlanze. Diese wird, nach
dem ersten herkömmlichen ablöschen der offenen Flammen, bei dem brennenden Elektrofahrzeug
mit einem großen Hammer durch die Karosserie des Fahrzeuges direkt in die Batterie getrieben.
Düsen an der Spitze der Löschlanze fluten dann die Zellen der Batterie mit Wasser und kühlen die
Batterie sehr schnell runter. Tests der DEKRA in Neumünster zeigen bereits, dass diese Methode sehr
effektiv ist und zum Beispiel mehr Wirkung hat als das Eintauchen des Fahrzeuges in einem Wasser
gefüllten Container. Der Vorteil ist zudem, dass nicht nur PKWs mit der neuen Löschlanze der
Feuerwehr Molfsee gelöscht werden können, sondern auch Fahrzeuge wie Busse und Lieferwagen,
die eigentlich zu groß sind, um in ein solches Wasserbad gehoben zu werden. Mitte Januar 2023
erfolgten bereits eine erste Herstellerschulung sowie weitere interne Schulungen der Einsatzkräfte
innerhalb der Wehr auf das neue Gerät und dem Vorgehen damit. Die neue Elektro-Löschlanze ist ab
jetzt bei der Feuerwehr Molfsee einsatzbereit. „Es ist auch für uns als Feuerwehr beruhigend, dass
wir zukünftig auch für brennenden Elektrofahrzeugen sowohl in der eigenen Gemeinde als auch für
unser Umland gut gerüstet sind.“ so der Wehrführer der Feuerwehr Molfsee Michael Hamann.